Turmbläser
Turmbläser
Bis heute erklingen sonntags vom Turm der Martinskirche Choräle und volkstümliche Lieder, die von Musikern des Städtischen Orchesters vorgetragen werden.
Etwa jeden dritten Sonntag um 9.15 Uhr sind sie über den Dächern der Stadt zu hören.
Darüber hinaus — als Höhepunkt für die Musiker und viele Zuhörer — an Heiligabend und Silvester, dann in größerer Besetzung und jeweils am frühen Abend vor oder nach den Gottesdiensten.
Das Turmblasen gilt als Ursprung des Städtischen Orchesters und die erstmalige Erwähnung in einem Bericht über das Jahr 1801 als seine Geburtsstunde.
Auch Ebingen war damals von den Feldzügen Napoleons betroffen. Französische und österreichische Truppen schlugen auf dem Durchmarsch immer wieder in der Stadt und der Umgebung ihre Lager auf.
Zur Freude über den Friedensschluss von Lunéville — der den Zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich beendete — wurde ein Fest veranstaltet, bei dem vom "Obertorturm" herab Musik gemacht wurde. Die hierbei erwähnte "Musikgesellschaft" sehen wir als Vorläufer unseres heutigen Orchesters.
In den folgenden Jahren wurde regelmäßig von besagtem Oberen Tor herab gespielt. Nach dem Abbruch des Tores im Jahr 1820 geschah dies fortan von der in unmittelbarer Nähe, aber außerhalb des ehemaligen Stadtgrabens, gelegenen Martinskirche. Gespielt wurde zu verschiedensten Anlässen, etwa auch Beerdigungen, zunächst aus den Schalllöchern des Kirchturms heraus.
Erst mit dem Umbau der Kirche in den Jahren 1905/06 erhielt der Turm seine heutige Höhe von 50 Metern. Seit Jahrzehnten ist es nun die umlaufende Plattform an der Spitze, von welcher der Sonntagmorgen in alle vier Himmelsrichtungen musikalisch begrüßt wird.
